Archiv als außerschulischer Lernort

Das besondere Angebot III - Zeitzeugen als historische Quellen

Erlebte Geschichte - Das Potential von Zeitzeugen nutzen?! - Zeitzeugeninterviews im Geschichtsunterricht

Sucht man nach Quellen für die historische Projektarbeit, wird neben dem Archivbesuch häufig ein Zeitzeugengespräch empfohlen. Die deutliche Trennung zwischen Archivgut und Zeitzeugeninterviews ist augenscheinlich. Und doch entspricht dies nicht den Erfordernissen der Zeit: Nutzen wir heute besonders Überlebende des Holocaust oder Zeugen der Ereignisse des 17. Juni 1953, um Schülerinnen und Schülern diese historischen Zeitabschnitte näher zu bringen, so wird das in absehbarer Zeit für diese Themenbereiche nicht mehr möglich sein. Da der Wert von Zeitzeugenaussagen seit den 1970er Jahren in der deutschen Geschichtswissenschaft anerkannt ist, wird es zunehmend Aufgabe der Archive sein, auch diese Zeugnisse zu bewahren. Zeitzeugengespräche stellen somit eine neue Herausforderung für moderne Archive dar und das "Archivgut Zeitzeuge" wird künftig neue didaktische Möglichkeiten im Unterricht schaffen.

 

Das Potential von Zeitzeugen muss im Fach Geschichte jedoch schon jetzt genutzt werden - indem man Zeitzeugeninterviews durchführt. Dies bestätigt auch der Verweis im Geschichtslehrplan Sachsens, in dem beginnend in Klasse 10 und fortgesetzt im Grundkurs das Methodenbewusstsein Zeitzeugenbefragung verankert ist. So ist in den Zielsetzungen im Grundkurs festgeschrieben, dass die Schüler die Fähigkeit entwickeln, die mit mündlichen Geschichtsquellen verbundene Problematik zu beurteilen, Material aus Archiven und Forschungsstätten für den Erkenntnisprozess zu nutzen und Umgangsweisen mit historischem Erinnern zu analysieren. Bereits im Leistungskurs 11 sollen die Schüler dabei zunehmend in der Lage sein, Befragungen von Zeitzeugen durchzuführen und die mit mündlichen Geschichtsquellen verbundene Problematik zu beurteilen. Diese Ziele stellen hohe Anforderungen an Schüler und Lehrer, soll das Potential der Methode im Sinne der Zielsetzungen umgesetzt werden.

 

Als reale Personen können Zeitzeugen Geschichte anschaulich und emotional vermitteln, weshalb in unserer Geschichtskultur auch in den Medien gern auf sie zurückgegriffen wird. Nur geht es im Geschichtsunterricht gerade auch darum, die Schülerinnen und Schüler zum reflektierten Umgang mit diesen zu befähigen. Sie produzieren bei der Zeitzeugenbefragung eigene historische Quellen, was eine wesentliche Motivation im Umgang mit dieser Methode darstellt.

 

Das Ziel dieser Veröffentlichung ist es, sowohl Schülern als auch Lehrern die Methode der Zeitzeugenbefragung sowie den historischen Wert von Zeitzeugenaussagen vorzustellen, denn trotz ihrer fachdidaktischen Potentiale und der im Lehrplan geforderten Durchführung kommt die Methode in der Unterrichtspraxis vergleichsweise wenig zum Einsatz. An einem vorgestellten Unterrichtsbeispiel sollen deshalb Anregungen gegeben werden, wie die im Zeitzeugeninterview gewonnenen Informationen entsprechend der Zielsetzungen im Geschichtsunterricht genutzt werden können.

 

Romina Altenburg

Hier finden Sie weitere Informationen zum Thema: Zeitzeugenbefragung:

Die Methode der Zeitzeugenbefragung
Der historische Wert von Zeitzeugenaussagen
Die Realisierung einer Zeitzeugenbefragung am Beispiel der Unterrichtssequenz: Friedliche Revolution und Demokratisierung der DDR