Deutschunterricht einmal anders

Didaktische Hinweise für die Arbeit mit den mp3-Diktaten im Deutschunterricht

1. Einsatz der mp3-Diktate

Unser erster Versuch, den Fachkollegen einige wenige Diktate im mp3-Format vorzustellen, lässt alle Möglichkeiten des Umgangs mit diesem didaktischen Mittel offen:

  1. den Einsatz als "klassisches" Diktat
    • Dabei müssen die Schüler ruhig und aufmerksam zuhören, sich auf das Gehörte konzentrieren und es - unter Berücksichtigung vorher erarbeiteter Regeln - niederschreiben. Natürlich werden durch diese Unterrichtsmethode erst einmal vorrangig die Fähigkeiten der Schüler im analytischen Hörverstehen gefördert.
    • Aber erstens hat niemand davon gesprochen, "klassische" Diktate als einzige Methoden im Deutschunterricht zu nutzen. Es versteht sich aus unserer Sicht von selbst, dass Diktate immer entsprechend vorbereitet werden müssen und stets von anderen didaktischen Maßnahmen flankiert werden.
    • Zweitens darf wohl niemand in Abrede stellen, dass sich junge Menschen auch den oben angesprochenen Teilleistungen stellen müssen. Außerdem muss nicht jedes "klassische" Diktat nach erfolgter Korrektur auch als Mittel zur Leistungsbewertung genutzt werden. Als wesentlich wichtiger erscheint in diesem Zusammenhang der sinnvolle Umgang mit den unterschiedlichen Leistungsschwächen der Schüler, gestützt auf eine individuelle Fehleranalyse.
  2. den Einsatz als reines Übungsdiktat
    • Die angebotenen Texte verstehen sich hauptsächlich als Material zum Üben. Dabei werden die Schüler mit zwei Tatsachen konfrontiert: Einerseits hören sie nicht nur die vertraute Stimme ihres Lehrers, sondern ihnen fremde Sprecher. Zum Teil wird derselbe Diktattext von einer Frau, einem Mann und einem Kind wiedergegeben. Die Schüler könnten also die Form der Darbietung des Textes wählen bzw. wechseln.
    • Andererseits entfallen Stress und Angst beim Üben im Unterricht oder auch zu Hause schon allein dadurch, dass die Schüler die Diktattexte - einzeln oder in der Gruppe - beliebig oft wiederholen können. Gerade langsame Schreiber leiden dadurch nicht mehr so sehr unter zeitlichem Druck. Eine konstruktive Auseinandersetzung mit dem Geschriebenen ist auch hier wichtig. Sie kann zum Beispiel durch einen Vergleich mit der schriftlichen Vorlage im Booklet erfolgen. Einige Hauptfehlerquellen wurden dort zur besseren Orientierung rot markiert.
  3. den Einsatz als Sonderform des Diktats
    • Da die Diktattexte als Lösungsblatt und im Begleitheft auch in schriftlicher Form vorliegen, sind didaktisch auch alle "Sonderformen" des Diktates denkbar ("Schleichdiktate", "Wendediktate", "Dosendiktate"). Das impliziert selbstverständlich auch - wie im Lehrplan explizit gefordert - die Arbeit mit Wörterbüchern und Nachschlagewerken.

2. Praktische Hinweise für das regelmäßige Üben mit den mp3-Diktaten im Unterricht oder zu Hause

Für den Fall, dass Schüler im Unterricht oder zu Hause selbst mit den Diktaten im mp3-Format arbeiten wollen, seien folgende Hinweise gestattet:

  • Die Schüler sollten sich vor Beginn des Diktattrainings eine störungsfreie Arbeitsatmosphäre schaffen. Dazu gehört unter anderem, alles Ablenkende zu beseitigen, um sich ausschließlich auf das Gesprochene konzentrieren zu können. Mitunter leisten hier gute Kopfhörer eine wertvolle Hilfe.
  • Da Schüler beim Schreiben von Diktaten rasch ermüden und sich oft nur schwer konzentrieren können, sollten sie ihr Arbeitspensum richtig bemessen. Pausen zwischen den einzelnen Arbeitsschritten sind unerlässlich. Der Gesamtumfang des regelmäßigen Diktatetrainings sollte - in Abhängigkeit vom Alter der Schüler - 30 Minuten nicht wesentlich überschreiten.
  • Wichtig ist es, dass die einzelnen Arbeitsschritte beim Aufnehmen des Diktats genau eingehalten werden: Dazu gehört das ruhige Anhören des Gesamttextes und des gesamten Satzes zu Beginn des Diktats ebenso wie die Selbstkontrolle am Schluss.
  • Viele Fehler können vermieden werden, wenn die Schüler bei der Niederschrift des Gehörten ihr grammatisches Wissen anwenden (zum Beispiel das Beachten der Zugehörigkeit einzelner Wörter zu einer bestimmten Wortart), Regeln beachten (zum Beispiel die Kommasetzung bei "um zu", "anstatt zu" und "ohne zu"), Proben durchführen (zum Beispiel die "Verlängerungsprobe") oder einfach nur "Eselsbrücken" nutzen (zum Beispiel: "Gar nicht" wird gar nicht zusammengeschrieben). In jedem Falle sollten die Schüler nachdenken, bevor sie eine begründete Rechtschreibentscheidung fällen.

Zum eigenständigen Üben mit den Diktaten im mp3-Format empfehlen wir den Schülern schließlich folgende Schritte:

  1. Regeln zum Rechtschreibschwerpunkt wiederholen:
    • Jedes Diktat ordnet sich einem bestimmten orthografischen Aspekt unter. Es konzentriert sich also auf ein ausgewähltes Problem der Rechtschreibung. Dieser Schwerpunkt ist im Begleitheft vermerkt und wird am Anfang jedes Diktates benannt. Da es wenig sinnvoll erscheint, sofort mit dem Hören und Schreiben zu beginnen - es sei denn, man will lediglich testen, was man nicht beherrscht - empfehlen wir, auch ein Übungsdiktat entsprechend vorzubereiten. Dazu stehen Wörterbücher, Nachschlagewerke, Lehrbücher oder persönliche Aufzeichnungen aus dem Unterricht zur Verfügung.
  2. Diktattraining starten:
    • Bei vielen der Diktattexte besteht die Wahl zwischen zwei oder sogar drei Darbietungsformen. Für den Schüler besteht hier - wie oben bereits beschrieben - die Möglichkeit der Auswahl bzw. des Wechsels. Das Diktat wird zuerst als Gesamttext, dann Satz für Satz und schließlich in Sinnabschnitten vorgetragen. Obwohl wir uns als Autoren bemüht haben, entsprechende Pausen zum Niederschreiben des Gehörten zu schaffen, können die Schüler mit der Pausentaste ihr Arbeitstempo ganz individuell regeln. Zum Schluss wird das gesamte Diktat vom Sprecher noch einmal insgesamt vorgetragen. Diese Phase dient vor allem zur Selbstkontrolle. Am Ende des Diktates können die Schüler besonders schwierige Wörter markieren, um deren richtige Schreibung anschließend zu diskutieren oder zu vergleichen.
  3. Diktat kontrollieren, verbessern und berichtigen:
    • Diese Trainingsphase ist zweifellos die wichtigste überhaupt: Das geschriebene Resultat muss korrigiert, das heißt mit der Ausgangsvorlage verglichen werden. Dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten: Die Korrektur könnten zum Beispiel wie gewohnt Lehrer oder Eltern übernehmen. Das geht schnell und ist auf den ersten Blick auch effektiv. Wesentlich intensiver werden sich Schüler aber mit den Diktattexten beschäftigen, wenn sie selbst oder Mitschüler in der Partnerarbeit die Kontrolle der Arbeitsergebnisse übernehmen. Dies fördert die Konzentration und erhöht die Eigenverantwortung.
    • Von ganz entscheidender Bedeutung wird in dieser Phase sein, wie man mit Fehlern im Diktat umgeht. Es wird also darauf ankommen, die falsch geschriebenen Wörter sinnvoll zu klassifizieren, das heißt, die Fehlerquellen zu ermitteln. Dabei reicht es nicht aus, das betreffende Wort noch einmal richtig aufzuschreiben, sondern es erweist sich als besser, es im Textzusammenhang und anhand von Beispielen zu berichtigen. Natürlich sollten dem Schüler bei der Berichtigung Wörterbücher und Nachschlagewerke zur Verfügung stehen.
  4. Diktat nach einer kurzen Pause wiederholen:
    • Wenn möglich, sollte der Schüler dasselbe Diktat nach der Berichtigung der Fehler wiederholen. Es wird sich zeigen, dass sich beim zweiten Anlauf die Anzahl der Fehler beträchtlich reduziert.