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MACHT RAUM GEWALT. Planen und Bauen im Nationalsozialismus

Vom 19. April bis zum 16. Juli 2023 findet in der Akademie der Künste, Berlin, die Ausstellung „MACHT RAUM GEWALT. Planen und Bauen im Nationalsozialismus“ statt. Sie zeigt, wie sowohl die Raum- und Stadtplanung als auch die Architektur dazu beitrugen, die rassistische Ideologie der Nationalsozialisten in der Gesellschaft zu verfestigen. Ein umfangreiches pädagogisches Begleitprogramm lädt Jugendliche dazu ein, das Planen und Bauen der Nationalsozialisten kritisch zu hinterfragen und ihre eigene Stadtutopie zu entwerfen.

 

Auswirkungen auf alle Lebensbereiche

Mit Bauten aus der Zeit des Nationalsozialismus verbinden die meisten Menschen Autobahnen und Repräsentationsarchitektur. Weniger bekannt ist die Tatsache, dass Baumaßnahmen und Raumplanung alle Lebensbereiche der Menschen beeinflussten. So bestimmte beispielsweise die Planung von Wohnsiedlungen, Infrastruktur wie Straßen und Produktionsanlagen, Bunkern sowie insbesondere der zahllosen Zwangsarbeits-, Konzentrations- und Vernichtungslager mit darüber, wer zur Gesellschaft gehörte, wer ausgeschlossen wurde – und wer wie sterben musste. Den mörderischen Produktionsbedingungen und Folgen des Bauens im Nationalsozialismus geht die Ausstellung auch in internationaler Perspektive nach: Sie nimmt sowohl die während der Jahre von 1933 bis 1945 deutschen als auch die von Deutschland besetzten Gebiete im Osten Europas in den Blick.

 

Multimediales Begleitprogramm für Schülerinnen und Schüler

Altersgerechte Bildungsangebote zum Mitmachen erleichtern Jugendlichen den Zugang zum Thema. Dazu hat die Akademie der Künste ein umfangreiches Begleitprogramm für Schulklassen entwickelt, das von Führungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten bis hin zu szenischen Lesungen reicht. Kerstin Hensel, Direktorin der Sektion Literatur der Akademie der Künste, holt mit diesen Lesungen Erfahrungen und Perspektiven von Zeitzeugen und Nachgeborenen in die Ausstellung. Die von Studierenden der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ vorgetragene Collage aus eigenen Texten und Gedichten von Bertolt Brecht, Erich Mühsam, Kurt Tucholsky u. a., Berichten von Zwangsarbeitern und NS-Funktionären und Erinnerungen von Bürgern, die jede Verantwortung gegenüber den Opfern ablehnen, schärft den Blick auf die megalomanen Bauvorhaben im Nationalsozialismus.

Einen wesentlichen Teil des Angebotes bildet zudem das Kreativ-Projekt „Stadt der Zukunft“: „Die Jugendlichen reflektieren ihre Eindrücke aus der Ausstellung und können im Anschluss eigene Wünsche und Vorstellungen von Stadt entwickeln. So kreieren sie gleichzeitig einen Gegenentwurf zur nationalsozialistischen Stadt. Wie muss eine lebenswerte Stadt aussehen? Woraus besteht sie? Welche unterschiedlichen Bedürfnisse gibt es und von wem?“, so die Bühnenbildnerin Friederike Meese und der Künstler Rolf Giegold, die für dieses Projekt die Werkstätten „Planspiel Stadt“ und „Wir bauen Stadt anders!“ entwickelt haben. Gemeinsam mit verschiedenen Schulklassen entwerfen und bauen sie Modellstädte aus Papier und anderen recycelten Materialien. An verschiedenen Orten im Akademie-Gebäude erwachsen im Laufe der Ausstellung so Utopien und Entwürfe. Eine Soundcollage ergänzt das Angebot. Im hauseigenen Tonstudio sprechen Jugendliche ihre Ideen zur Stadt der Zukunft ein. Die Tondokumente werden während der Ausstellung zu einem wachsenden Geflecht unterschiedlicher Stimmen zusammengesetzt.

 

Individuell gestaltete Führungen für Schulklassen

Dialogbasierte Führungen für Schulklassen ermöglichen die direkte Integration des Ausstellungsbesuches in den Schulunterricht. Die Akademie passt die Führungen an vorhandenes Vorwissen, Erfahrungen und Kontakt der Schülerinnen und Schüler zum Thema an. Lehrerinnen und Lehrer können dazu im Vorfeld mit der Akademie der Künste in Kontakt treten. Anmeldungen zum Bildungsprogramm können Lehrkräfte an Marion Neumann (kunstwelten@adk.de, Tel.: 030-200 571511/1564) richten.

 

Über die Ausstellung

Mit der Ausstellung „MACHT RAUM GEWALT“ stellt die Akademie der Künste die Ergebnisse des mehrjährigen interdisziplinären Forschungsprojekts „Planen und Bauen im Nationalsozialismus. Voraussetzungen, Institutionen, Wirkungen“ einer breiten Öffentlichkeit vor. Die Ausstellung wird gefördert und fachlich begleitet durch das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) vertreten durch das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Insgesamt 15 Forschungsaufträge wurden von einer 2017 berufenen Unabhängigen Historikerkommission vergeben und betreut. Sie bilden die Grundlage des Ausstellungskonzepts.

 

Ausstellungsdaten

MACHT RAUM GEWALT. Planen und Bauen im Nationalsozialismus

Akademie der Künste, Pariser Platz 4, 10117 Berlin

19. April bis 16. Juli 2023 / Ausstellungseröffnung am 18. April 2023

Öffnungszeiten Di – So 11 – 19 Uhr

Eintritt frei

www.adk.de/macht_raum_gewalt

 

Credit: Beeldbank WO2, 67144 – NIOD/Rimini Berlin