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Praxisbericht: Lernplattform Moodle

Die Untere Luise moodelt

Schulschließung – was tun?
Als im März letzten Schuljahres die Schulen schlossen, waren schnell verschiedenste Aufgaben für die Schülerschaft auf unserer Schulhomepage hochgeladen. Doch uns Kollegen war klar, dass das Austeilen von Aufgaben bei weitem nicht ausreicht. Es fehlte die Möglichkeit Lerninhalte zu erklären, Schülerfragen zu beantworten, die bearbeiteten Aufgaben zeitnah einzusammeln, um sie zu korrigieren und ein Feedback zu geben. Der Lernprozess der Kinder konnte durch fehlende Kommunikationsmöglichkeiten nicht befriedigend begleitet werden. Wir suchten also nach Lösungen zu diesen Problemen.
Nach Recherche stießen wir auf die kostenlose Moodle-Lernplattform. Die Vorteile dieser Lernplattform überzeugten uns. Sie ist open-source und wird weltweit von zahlreichen Organisationen und Bildungseinrichtungen genutzt. Daher hat sie eine sehr große ‚Community‘. Dies verspricht Langlebigkeit und lässt auf regen Austausch und Zusammenarbeit hoffen. Innerhalb Deutschlands stellen viele Bundesländer die Lernplattform auf ihren Bildungsservern Schulen, Ausbildungszentren und Universitäten zur Verfügung. So auch Sachsen. Der Sächsische Bildungsserver bietet die erforderliche Infrastruktur und einen verlässlichen Support.

Von Schullockdown zu Schullogin

Für Schüler Sachsens ist die Nutzung Moodles denkbar einfach: über Schullogin (für dessen Nutzung die Kenntnisnahme der Sorgeberechtigen und der Schüler vorliegen muss - Anm. d.R. Die Nutzung von Schullogin ist mittlerweile einwilligungsfrei) kann man sich mit nur einem Klick auf Moodle einloggen. Unter Meine Kurse finden die Schüler ihre zugeteilten Lerninhalte und Aufgaben, die von den Lehrern bereitgestellt werden.

Lerninhalte einfach bereitstellen

In der Rolle eines Lehrers kann man Kurse erstellen. Nur eingeschriebene Teilnehmer können die Kursinhalte sehen. Der Vorteil von Moodle ist, dass man unzählige Möglichkeiten hat, einen Kurs zu gestalten: einfach mit der Maus eine Datei in den digitalen Kursraum ziehen - egal ob Dokument, Bild, Ton oder Video - oder komplexe Lerneinheiten erstellen, wie beispielsweise Lernpakete oder ganze Bücher. Foren, Chats und persönliche Mitteilungen dienen als Kommunikationswerkzeuge. Auch Tests mit automatisierter Korrektur und Bewertung sind möglich. Erwähnenswert ist die Einbindung sogenannter HotPotatoes-Aufgaben, z.B.: Kreuzworträtsel, Lückentexte und Multiple-Choice Aufgaben, die ebenfalls automatisch ausgewertet werden. So erhalten Schüler sofort eine Rückmeldung auf ihre Leistungen.

Welche Schritte waren nötig, um mit Moodle an unserer Schule zu arbeiten?

Die Registrierung
Auf www3.sachsen.schule/sbs/services/kooperation/moodle/, der Seite des Sächsischen Bildungsservers kann man sich per Mail als Schule registrieren. Nach Bestätigung der Registrierung erhält die Schule einen Kursbereich. Diesem Kursbereich wird der Schuladministrator zugeordnet. Mindestens ein Lehrer der Schule erklärt sich als Administrator bereit, Kursbereiche und Teilnehmer zu verwalten. Wir sind mittlerweile ein Team von vier Administratoren.

Pilotphase und Entscheidung für Moodle
Zunächst probierte ich mit meiner Klasse die Lernplattform aus. Innerhalb zwei Wochen war ein weiterer Kollege mit seiner Klasse dabei. Mit Hilfe von Erklärvideos (youtube) und ausführlichen Anleitungen bzw. der Dokumentation auf moodle.org, fanden wir uns schnell mit den Basis-Funktionen zurecht. Wir erstellten Englisch- und Geschichtskurse für unsere Klassen. Nachdem die Schüler sich über Schullogin bei Moodle eingeloggten, schrieben wir sie als Teilnehmer in unsere Kurse ein. Die Schüler konnten loslegen. Über Mitteilungen konnten individuell Fragen geklärt werden. Die Schüler hatten die Möglichkeit über Forum und Chat miteinander in Kontakt zu treten und sich dort gegenseitig zu unterstützen. Hochgeladene Aufgaben kommentierten und bewerteten wir Lehrer zeitnah und viele Übungsformate gaben sofort über den Leistungsstand eine Rückmeldung.

Selbstverständlich lief nicht alles reibungslos. Das größte Problem, welches jedoch jegliche Nutzung von online-Angeboten betrifft: einigen Schüler fehlt es an internetfähigen Endgeräten – bis heute. Unsere Schule wartet hoffnungsvoll auf die beantragte Zuteilung von Leihgeräten aus dem DigitalPakt.

Zum Schuljahresbeginn, nach der Abstimmung der Gesamtlehrerschaft zu Gunsten der Nutzung von Moodle, bildeten wir eine Steuergruppe DigitalesLernen-Moodle. Unser Ziel ist es, nicht nur bei Schulschließungen Moodle zu nutzen, sondern unterrichtsbegleitend. Hausaufgaben, Unterrichtsmaterial und Ankündigungen können dort eingestellt werden. Es eignet sich beispielweise auch hervorragend, um lehrwerksunabhängige Übungseinheiten bereitzustellen.

Struktur der Kursbereiche
Die Struktur unserer Kursbereiche ist etwas ungewöhnlich. Wir haben uns für drei übergeordnete Kursbereiche entschieden: Lehrerzimmer, Lehrer und Materialsammlung.
Im Lehrerzimmer können Kollegen sich austauschen und sich in einen Einführungskurs zur Nutzung der Lernplattform selbstständig fortbilden.
Die Kurse für die Schülerschaft sind bei uns nicht wie üblich nach Klassenstufen oder Fächern sortiert, sondern nach Lehrkräften im Kursbereich Lehrer, in dem alle Kollegen ihren eigenen Kursbereich haben, um dort ihre Kurse für Schüler anzubieten. Ein Vorteil jedem Lehrer einen eigenen Kursbereich zuzuteilen, liegt darin, dass jeder Kollege in seinem Kursbereich beliebig Kurse erstellt und verwaltet, Kurse anderer aber nicht versehentlich bearbeiten kann. Außerdem vereinfacht es die langfristige Verwaltung. Bei Lehrerwechsel kann man seinen Kursbereich sichern und sozusagen mitnehmen. Neue Lehrer sind einfach in das System einzupflegen. Zudem vereinfacht es die Handhabung für den Lehrer.
Man muss seine Kurse nicht den unterschiedlichen Bereichen (Fach, Jahrgang, Bildungsabschluss) zuordnen. Die Souveränität über den eigenen Kursbereich empfinden ebenfalls viele als positiv.
Der dritte Bereich ist die Materialsammlung. Hier wollen wir fertige, erprobte Kurse zum Austausch und Nutzen aller Kollegen ablegen.

Anmeldung der Lehrer- und Schülerschaft
Nachdem die Entscheidung für Moodle gefallen war, haben die Lehrer die Zugangsdaten zu Schullogin erhalten und sich selbsttätig am System angemeldet.
Im TC- beziehungsweise Informatikunterricht wurde den Schüler die erstmalige Anmeldung am System erklärt. Alternativ hatten wir einen Anmeldetag für alle Schüler angedacht. Dies ist wohl empfehlenswert, da somit alle Schüler schnell im System eingepflegt sind. Durch die schrittweise Einführung im Unterricht verschleppt sich die Erstanmeldung. Falls wir bis zu einer Schulschließung nicht alle Schüler im System erfasst hätten, könnten sich die fehlenden Schüler mit ihren Logindaten auch eigenständig an jedem beliebigen internetfähigen Endgerät anmelden. Grundsätzlich ist es jedoch empfehlenswert, Moodle bereits ergänzend zum Präsensunterricht zu nutzen, damit die Schüler mit der Nutzung vertraut sind.
Die Administratoren können Teilnehmern, Lehrern wie Schülern, Rollen zuteilen und sie in Globalen Gruppen zusammenfassen. Schüler fassten wir nach Klassen zusammen. So muss ein Lehrer nicht alle Teilnehmer einzeln in seinen Kurs einschreiben, sondern kann die gesamte Klasse mit einem Klick einladen. Auf diese Weise können Veränderungen (Klassenwechsel, Abgänge, etc.) zu späterem Zeitpunkt leicht in das System eingepflegt werden. Es muss lediglich die ‚Globale Gruppe‘ aktualisiert werden.

Ausblick zur Nutzung Moodles
Wir wünschen uns, wie bereits erwähnt, Moodle unterrichtsbegleitend einzusetzen, um die digitale Kompetenz bei Schülern zu fördern.
Hier einige Beispiele zur Nutzung:
Ohne großen Aufwand können Lehrer in einem unterrichtsbegleitenden Kurs Hausaufgaben über Moodle erteilen. Je nach Ausstattung der Schule, kann Moodle auch im Unterricht genutzt werden, beispielsweise für die Projektion des Stundenprogramms, Arbeitsblätter, Bilder und Videos bis hin zur Nutzung von interaktiven Übungen an elektronischen Tafeln. Schüler können nochmals von zuhause auf Stundeninhalte zugreifen und sie vertiefend bearbeiten.
Auch im Team ist die Zusammenarbeit in Moodle einfach umsetzbar, beispielsweise kann ein gemeinsames Wiki zu einem Thema (Säugetiere, mathematische Begriffe, Sehenswürdigkeiten in ...) von Schülern erstellt werden. Im Kurs stelle ich Schülern ein Forum bereit, in welchem sie Fragen zur Sache stellen und sich gegenseitig beantworten. So helfen Schüler Schülern und unterstützen sich in ihrem Lernprozess.
Momentan erstellen wir einen Übungsbereich für das Fach Englisch. Hier sollen Aufgaben zu Wortschatzfeldern, Grammatik und Abschlussprüfungen den Schülern bereitgestellt werden. Das individuelle, selbstständige Lernen steht hier im Vordergrund. Schüler bearbeiten eigenverantwortlich Englischübungen angepasst an ihren Lernstand.
Auch Schüler werden am Aufbau der Lerninhalte in Moodle integriert. So trifft sich jeden Mittwoch im Rahmen des Wahlbereichs Moodle eine Schülergruppe, die einen Übungskurs für das Fach Englisch und Informatik erstellt.
Im Laufe der Zeit wird auf diese Weise das Kursangebot an unserer Schule wachsen und immer vielfältiger.

Wünsche
Wünschenswert wäre eine Kurstauschbörse mit Kollegen anderer Schulen, die Moodle auf dem Sächsischen Bildungsserver nutzen. Es wäre schön, wenn hierfür ein Bereich geschaffen wird.
Außerdem wünschen wir uns eine Fortbildung des Gesamtkollegiums. Wir sind momentan dabei einen pädagogischen Tag hierfür zu planen.


FS, Untere Luisenschule Chemnitz